Die Chancen der Digitalisierung nutzen

Im Gespräch über Management

Experte Günther Fürstberger (CEO, MDI und Metaforum) im Gespräch mit Harald Rametsteiner (Leiter Master Lehrgang Digital Marketing) und Monika Kovarova-Simecek (Studiengangsleiterin Master Studiengang Wirtschafts- und Finanzkommunikation):

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf Unternehmen bzw. das Management?

Digitalisierung ist nach der Agrarrevolution und der industriellen Revolution, die dritte große Revolution der Menschheitsgeschichte. Nur mit dem Unterschied, dass es deutlich schneller geht. Somit gibt es kaum Unternehmen, deren Führungskräfte sich nicht mit den Chancen und Gefahren der Digitalisierung auf ihre Organisation auseinandersetzen müssen, wenn sie in 10 Jahren noch relevant sein wollen. Digitalisierung verändert so gut wie immer den Input und teilweise auch den Output von Unternehmen. Mit Output sind die Leistungen gemeint, die ein Unternehmen anbietet. Wer in der Vergangenheit z. B. Zeitungsinserate verkauft hat, macht heute vielleicht Social Media Kampagnen. Oftmals ändert sich die Logistik und das Einkaufserlebnis: Anstelle des Einzelhandels tritt der Internethandel. Die bestellten Produkte werden zugestellt und nicht mehr vom Kunden im Geschäft eingekauft.

Es gibt natürlich auch viele Produkte (z. B. Lebensmittel) und Dienstleistungen (Haare schneiden), die auch in 10 Jahren noch in der realen Welt konsumiert werden. Allerdings treffen wir so gut wie immer auf Mitbewerber, die die Chancen der Digitalisierung in der Leistungsentwicklung, -erbringung und -vermarktung nutzen. Wer auf der Input-Seite Prozesse automatisiert, erarbeitet sich Kosten- und Bequemlichkeitsvorteile. Die Nutzung des Digitalisierungspotenzials wurde in den letzten Jahren zu einer der wichtigsten Managementaufgaben.

Welchen Stellenwert hat die Ausbildung im Bereich Management?

Das Management braucht Wahrnehmungs- und Handlungsfähigkeiten. Es mag simpel klingen, aber Führungskräfte brauchen die Fähigkeit immer wieder einen Schritt zurück zu machen und die Entwicklungen zu betrachten. Wer die Trends erkennt bzw. erahnt, hat die Chance das richtige zu tun. Bisher haben sich Unternehmen wie Tiergattungen bei evolutionären Veränderungen verhalten: Sie sind ausgestorben und haben besser angepassten Unternehmen das Terrain überlassen. Z. B. Toys R us machte Amazon Platz.

Die Unternehmensleitung braucht die Fähigkeit den bisherigen Erfolg dort zu lassen wo er hin gehört: In der Vergangenheit. Ausbildungen sollten disruptives Denken fördern, welches mit der Annahme startet, dass sich vieles sehr schnell ändern kann und eine kontinuierliche Beobachtung der Frühwarnfaktoren den entscheidenden Wettbewerbsvorteil bringt. Und dann braucht es beherztes Handeln, um das Steuer umzulegen. Dafür hilft ein agiles Mindset, Toolset und Skillset. Das lässt sich lernen. Der Stellenwert der Ausbildung erhöht sich proportional zur Beschleunigung der technologischen Entwicklung. 

Welche fachlichen und digitalen Anforderungen gibt es für junge Nachwuchskräfte für den Einstieg in der Branche?

In der Zukunft gibt es Programmierer und diejenigen, die programmiert werden. Zugegeben, das ist etwas vereinfacht ausgedrückt, aber einen wahren Kern hat es doch. Nachwuchsführungskräfte tun gut daran, wenn sie zumindest das Programmierpotenzial in ihren Zuständigkeitsbereichen einschätzen können. Es ist Zeit für eine neue duale Aus- und Weiterbildung: Einerseits die fachliche Qualifikation im Beruf, z. B. Tischler oder Betriebswirt, andererseits Informatik. Das gilt nicht nur für junge Nachwuchsführungskräfte. Auch ein 50-jähriger Manager, sollte kontinuierlich sein IT-Verständnis ausbauen. Aber wer sich duales Lernen als Nachwuchsführungskraft zur Gewohnheit macht, tut sich wesentlich leichter.

Welche Karrieremöglichkeiten gibt es als Nachwuchskraft in Unternehmen?

Es gibt mehr Karrieremöglichkeiten als bisher, da jüngere Mitarbeiter schneller lernen, mit neuer Technologie aufwachsen und somit eher in der Lage sind, Veränderungen zu erkennen und mit mehr Mut die notwendigen Schritte einzuleiten. Viele Revolutionen der Menschheitsgeschichte sind von jungen Menschen ausgegangen. Früher brauchte es in einigen Berufen ein gewisses Mindestalter um ernstgenommen zu werden. Heute gibt es eher so etwas wie ein Höchstalter. Schauen Sie die Demographie der Belegschaft von Silikon Valley Unternehmen an. Da gibt es enorm viele MitarbeiterInnen zwischen 20 und 30. Jack Ma, der Gründer von Alibaba sagt: „Wenn Du 50 bist, konzentriere Dich auf die Entwicklung der 20-30- Jährigen, denn Sie sind besser als Du.“ Gleichzeitig sollte als Gegengewicht auch die Erfahrung genutzt werden.

Gibt es für Sie als Experte einen aktuell besonders hilfreichen Tipp für Erfolg im Management im Umfeld der digitalen Transformation?

Ja, lernen Sie Surfen: Betrachten Sie die Wellen der Disruption, die kontinuierlich hereinbrechen, suchen sie sich die richtige aus und surfen sie mit Leidenschaft.


Über die Unternehmen

Die Fachhochschule St. Pölten legt großes Gewicht auf die Entwicklung der digitalen Kompetenzen der Studierenden. Die Studiengänge Management & Digital Business (Bachelor) und  Wirtschafts- und Finanzkommunikation (Master) bzw. der Master Lehrgang Digital Marketing vermitteln durch praxisnahe Aus- und Weiterbildung wirtschaftliche und digitale Fähigkeiten als Grundlage für Karriere im Management. Mehr zum Thema Wirtschaft studieren auf der FH St. Pölten finden Sie hier.

MDI bietet Unternehmen maßgeschneiderte Trainings für die Entwicklung von Führungskräften an und unterstützen Organisationen dabei, ihre Ziele in Einklang mit der dazu passenden Führungskultur zu bringen. Metaforum ist ein Ort für Begenung, wo Menschen aus unterschiedlichen Disziplinen von- und miteinander lernen. Jedes Jahr kommen bis zu 900 Menschen zusammen und nutzen das vielfältige Weiterbildungsangebot für Beratung, Coaching, Therapie und andere Disziplinen der Veränderung.

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