Das Management muss alle Möglichkeiten der Digitalisierung kennen

Im Gespräch über Digital Leadership

Expertin Cosima Serban (Gründerin und Expertin für Digitalisierungsprozesse, Digitale Strategie & Media Innovationen und iab.austria Vizepräsidentin) im Gespräch mit Harald Rametsteiner (Leiter Master Lehrgang Digital Marketing) und Monika Kovarova-Simecek (Studiengangsleiterin Master Studiengang Wirtschafts- und Finanzkommunikation):

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf Unternehmen bzw. das Management?

Die Ära der Digitalisierung eröffnet neue Horizonte, Möglichkeiten und Chancen, bringt aber selbstverständlich auch ein paar Herausforderungen mit sich. Klassische Abteilungen, die früher autark gearbeitet haben, können und müssen sich für andere Teams, mit digitalen Kernkompetenzen öffnen. Flexibilität, schnelle Reaktionszeiten, crossmediale Ideen und holistische Lösungsansätze sind von höchster Relevanz. Die Kaufentscheidungsprozesse sind sehr sprunghaft geworden und der Generationsunterschied macht die Gestaltung einer „ultimativen“ Customer Journey nahezu unmöglich. Individualität und Einzigartigkeit müssen mitberücksichtigt werden. Auf der einen Seite müssen Brandmanager und Produktverantwortliche ihre Kunden umfangreich verstehen und personalisiert ansprechen, über alle Touchpoints hinweg, in einem 360° Konglomerat an Formaten und Botschaften. Auf der anderen Seite muss das Management unterschiedliche, immer vielfältigere Blickwinkel und Meinungsperspektiven wahrnehmen, berücksichtigen und nicht zuletzt verstehen und akzeptieren. In einer Idealwelt kommen Außen- und Innensicht zusammen, stimmen überein, zahlen ineinander ein und verfolgen dieselben Ziele. Die digitalen Entwicklungen im Zeitalter des technischen Fortschritts machen diese Prozesse und Synergien erst möglich, durch bessere Prozesstools, performantere CRM Systeme und datengetriebene Möglichkeiten. Ein gutes Management lebt diese Entwicklungen, unterstützt sie und sucht nach einheitlichen Implementierungen im eigenen Unternehmen, ist aber auch offen für Feedback und Optimierungsvorschläge und sucht nach konstanter Verbesserung.

Welchen Stellenwert hat die Ausbildung im Bereich Management?

Eine solide Ausbildung stellt die Basis für Erfolg dar. Das Thema ist sehr vielfältig – es geht nicht mehr „nur“ um das Studium, sondern auch um die Weiterbildungsangebote, die man wahrnimmt, um die Newsletter, die man abonniert, um die Blogs und Artikel, die man täglich liest und die Fachkonferenzen und -veranstaltungen, die man besucht. Auf jeder Ebene in einer Unternehmensstruktur müssen sich die MitarbeiterInnen weiterbilden. Das Management muss alle Möglichkeiten der Digitalisierung kennen, um entscheiden zu können, ob die Vision und die Richtung, in die sich das Unternehmen bewegt sinnvoll und zukunftsorientiert sind. Ein gutes Management versteht die neue digitalisierte Welt, nicht nur um bessere Lösungen für die Unternehmenskunden anbieten zu können, sondern auch um sinnvoll und performant die eigenen Talente einsetzen zu können. Eine fundierte Ausbildung, ein proaktives Eigeninteresse, eine Offenheit für Erfahrungssammlung und eine intrinsische Motivation weiterkommen zu wollen machen einen Digitalen rundum erfolgreich. Ausbildung bedeutet viel mehr als „nur“ ein Titel oder Diplom. Für mich fängt Ausbildung als Konzept beim eigenen Willen morgen fachlich besser und inhaltlich informierter zu sein als heute.

Welche fachlichen und digitalen Anforderungen gibt es für junge Nachwuchskräfte für den Einstieg in der Branche?

Junge Nachwuchskräfte, die sich zu Digitaltalente entwickeln wollen, brauchen auf jeden Fall Engagement für digitale Themen. Mittlerweile gibt es sehr gute Studienangebote, die auf digitale Themen ausgerichtet sind – das gab es früher alles nicht in dieser Form. Somit können zukünftige Digitale von ganz viel Know-How bereits während dem Studium profitieren. Jeder sollte auch privat die Fülle an Plattformen und Kanäle nutzen und testen. Wer alle Möglichkeiten bereits vor dem Einstieg ins Berufsleben kennt, kann schon ab dem ersten Arbeitstag positiv auffallen. Wir sind alle im Kern Berater und Kundenbetreuer und dafür muss jeder in der Branche mit Menschen umgehen können. Beratung ist Berufung – dafür muss man auch in den schwierigsten Situationen lösungsorientiert denken und handeln.

Welche Karrieremöglichkeiten gibt es als Nachwuchskraft in Unternehmen?

Junge Talente können in fast jedem Bereich in einem Unternehmen starten. Meiner Meinung nach sollte man in einem operativen Bereich anfangen, so lernt man alle Details im Umsetzungsbereich kennen und kann in Zukunft, sobald man eine höhere Position erreicht hat, holistischere Verknüpfungen erstellen. Ein guter Teamlead z.B. weiß wie alle Themen im kleinsten Detail funktionieren und kann seine Mannschaft besser koordinieren. Man sagt oft, dass der Chef nicht alles wissen muss und kann – das stimmt für mich nur teilweise. Ein guter Chef ist zuerst ein Leader, dem Leute folgen wollen und von dem MitarbeiterInnen was lernen können. Dafür muss dieser Leader auch wissen, wie jedes Detail funktioniert, wie die einzelnen Themen ineinandergreifen und wie man diese am besten miteinander verknüpft. Wer eine gewisse Freude für Neues, eine Begeisterung für Proaktivität und Eigenverantwortung, aber auch ein gesundes Ausdauervermögen besitzt, wird von jedem Unternehmen mit offenen Armen aufgenommen.

Gibt es für Sie als Expertin einen aktuell besonders hilfreichen Tipp für Erfolg im Management im Umfeld der digitalen Transformation?

Die Branche verlangt vielfältiges Denken, Freude und Mut für neue Ideen und Innovationen. Die wahre Kunst liegt in der ausgefeilten Kombination unterschiedlicher Disziplinen, Themen, Kanäle und Ansätze. Um die richtigen Entscheidungen treffen zu können, muss man zuerst wissen welche Möglichkeiten zur Verfügung stehen, wie diese funktionieren und welche Vor- und Nachteile sie letztendlich mit sich bringen. Um verstehen zu können, was in der Welt der Digitalisierung „gut“ oder „schlecht“, „richtig“ oder „falsch“ ist, muss man zuerst die Vielfalt, Chancen und Risiken innerhalb der digitalen Transformation kennen. Nicht zuletzt muss man ein gesundes Verständnis für das eigene Unternehmen, dessen Ausrichtung, Zielgruppen und Ziele haben. In diesem Sinne ist mein heißer Tipp: sammeln Sie laufend mehr und mehr Wissen und digitale Skills, fragen Sie immer proaktiv nach, tun Sie Konzepte hinterfragen, nehmen Sie Input und Feedback an und schauen Sie immer in Ihren Aktivitäten und Umsetzungen auf Mehrwert und Relevanz. Vergessen Sie nicht, dass gute Ideen von überall kommen können und dass es kein wirkliches „richtig“ oder „falsch“ gibt. Durch konstantes Testen und Optimieren wird man immer besser.


Über die Unternehmen

Die Fachhochschule St. Pölten legt großes Gewicht auf die Entwicklung der digitalen Kompetenzen der Studierenden. Die Studiengänge Management & Digital Business (Bachelor) und  Wirtschafts- und Finanzkommunikation (Master) bzw. der Master Lehrgang Digital Marketing vermitteln durch praxisnahe Aus- und Weiterbildung wirtschaftliche und digitale Fähigkeiten als Grundlage für Karriere im Management. Mehr zum Thema Wirtschaft studieren auf der FH St. Pölten finden Sie hier.

Cosima Serban ist seit Juli 2019 als selbstständige Expertin für Digitalisierung tätig und seit 2017 stolzes iab.austria Vorstandsmitglied. Sie war zuletzt Chief Strategy & Innovation Officer bei e-dialog. Davor war sie als Group Account Director Digital für Newcast und iBeauty bei Publicis Media verantwortlich und leitete früher das Performance Team bei Performics. In diesen Teams waren Social Media, Kreation, SEA, SEO, Content Marketing, Native Advertising und Programmatic Themen angesiedelt. Ihre Online Karriere startete Cosima als marketingbegeistertes Nachwuchstalent vor mehr als 10 Jahren im Social Media Bereich und verstärkte dann in der Dentsu Aegis Gruppe Teams in den Agenturen iProspect und Carat. Sie ist immer wieder als Speakerin auf großen Bühnen, wie z.B. fifteenseconds in Graz, Moving Forward, Mobile Marketing Innovation Days oder neovideo in Wien zu sehen. Cosima hat Ausbildungen in den Bereichen: Social Media Management, Online Marketing, Event Management, Marketing & Sales absolviert und setzt ihr Wissen für holistische, crossmediale Strategien ein, um mit vielfältigen Strategien und Umsetzungen, Relevanz und Mehrwert zu schaffen.

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