Banking der Zukunft

Im Gespräch über Management

Experte Markus Böhme (Managing Director – Financial Services, Accenture Österreich) im Gespräch mit Doris Kantauer (Studiengangsleiterin Management & Digital Business):

Welchen Einfluss hat die Digitalisierung auf den Bankensektor?

Die Banken befinden sich in einem hochgradigen Spannungsfeld aus Niedrigzinspolitk, hohen regulatorischen Anforderungen, den mündigsten Kunden, die es je gab, sowie neuen Marktteilnehmern wie FinTechs und die BigTechs, die in den Markt drängen. Dieser Mix erhöht den Druck auf Banken enorm – Digitalisierung im großen Stil ist da mit Sicherheit ein Teil der Lösung. Banken müssen dadurch viel effizienter werden, und können dies durch die Digitalisierung und Automatisierung ihrer Kernprozesse erreichen. Künstliche Intelligenz ist da ein wesentlicher Treiber.

Das genügt jedoch nicht, sie müssen außerdem ihre Umsätze sichern und neuen Geschäftsmodelle erschließen. Das fängt bei der Monetarisierung von Daten an. Eine typische Hausbank kennt einen Kunden besser als Google – teilweise sind jahrzehntelange Historien an Daten in Form von Kontotransaktionen, Ausleihungen, Gehaltsüberweisungen usw. vorhanden – doch nur wenige Banken nutzen dies zum Vorteil ihrer Kunden, um ihnen personalisierte Angebote auszusprechen, und zwar zu dem Zeitpunkt, wenn der Kunde es benötigt – also z.B. die Kreditkarte vor der Urlaubsbuchung, die Unfallversicherung am Skilift oder die Autofinanzierung direkt beim Autohändler.

Hinzu kommt, dass die Banken den neuen Anforderungen ihrer Kunden entsprechen und den Gap zu innovativen Marktteilnehmern in Sachen Customer Experience schließen müssen. Konsumenten erleben Customer Experience auf eine ganz neue Art und Weise in unterschiedlichen Bereichen ihres Alltags – von Uber bis Netflix – und erwarten diese Art von Erlebnissen auch zunehmend von Finanzdienstleistern. Es muss schnell, simpel und einfach funktionieren. Das fängt beim Login ins Mobile Banking an und hört beim Antrag des Hypothekardarlehens auf.

Für all diese Herausforderungen liegen große Teile der Antworten in der Digitalisierung. Aber nicht alles ist technologisch zu adressieren – selbstverständlich gehört auch ein entsprechender „Mindsetshift“ dazu, also die grundsätzliche Einstellung der Unternehmen hin zu agilem, schnellem, effizientem und innovativem Handeln.

Man sieht übrigens in der aktuellen COVID-19 Krise sehr plakativ, wie Erfolge oder Versäumnisse in der Digitalisierung über Leben und Tod der Unternehmen entscheiden.

Wie sieht das Banking der Zukunft aus?

Für Privatkunden wird Banking zunehmend in den Hintergrund treten, und der Kunde und seine Lebensmomente stehen im Vordergrund. Banking als Dienstleistung ist ein Enabler für andere Dinge im Leben – ein Gehalt zu bekommen, eine Familiengründung oder die Altersvorsorge. Finanzprodukte sind dabei nur das Mittel zum Zweck, niemand will einen Kredit haben, sondern man will ein Haus kaufen. Deshalb werde jene Banken die erfolgreichen sein, die es schaffen hochgradig personalisierte Produkte und Dienstleistungen den Kunden anzubieten, in dem Moment, in dem sie das benötigen. Dabei muss die Bank nicht im Vordergrund stehen, sondern in den Hintergrund treten, und auf eine simple und effiziente Art und Weise Dinge ermöglichen, die ohne sie nicht funktionieren würden. Digitalisierung und die zunehmende Vernetzung verschiedener Unternehmen und Industrien machen das möglich.

Für Firmenkunden gilt nahezu das gleiche – man möchte und muss sich auf den Erfolg seines Unternehmens konzentrieren, und auch hier ist die Bank ein wichtiger Partner, um Erfolge zu erzielen, allerdings nicht damit verbundene administrative Tätigkeiten wie das Ausfüllen von Anträgen, das Scannen von Verträgen und anderer Papierkram und bürokratische Prozesse. Die Menschen, die hinter den Firmen agieren, sind am Ende des Tages allesamt ebenfalls Privatkunden und haben demnach ähnliche Erwartungen an Banking.

Was braucht es ganz grundsätzlich, damit Unternehmen die digitale Transformation erfolgreich bewältigen?

Die Bereitschaft alte Geschäftsmodelle loszulassen, den Wille und das Durchsetzungsvermögen neue Geschäftsmodelle, Produkte und Prozesse zu erschaffen. Das nötige Talent, wenn es darum geht, die Technologien wie Cloud und Analytics entsprechend einzusetzen. Und natürlich gute Berater als Begleiter der Transformation – es macht wenig Sinn und ist auch nicht effizient, wenn man alles versucht allein zu machen, und die Fehler, die andere vor einem begangen haben, erneut zu machen. Am Ende ist es auch wichtig, die Menschen auf dieser Reise zu begleiten – die Mitarbeiter, Partner und Kunden – denn sie sind es letztendlich auch in der post-digitalen Welt, die die Unternehmen am Leben halten.

Welche fachlichen und digitalen Anforderungen sollten junge Nachwuchskräfte für den beruflichen Einstieg im Bankenbereich mitbringen und welche Karrieremöglichkeiten gibt es als Nachwuchskraft?

Die Karrieremöglichkeiten in der digitalen Welt der Banken sind groß – der Kampf um Talente ist in vollem Gange, und Banken müssen sich dabei doppelt anstrengen, diesen zu gewinnen. Im Wettbewerb mit jungen Startups, den großen BigTechs und der Silicon Valley-Ökonomie erscheint es logisch, dass Banken und anderen traditionelle Finanzdienstleiter händeringend nach Fachkräften suchen. Teilweise auch zu Unrecht, denn es gibt sehr viele spannende Aufgaben, die eine Bank heute in der Digitalisierung (und der post-digitalen Ära) zu bewältigen hat, und die aktive Mitgestaltung der nachhaltigen Branchenveränderung hat ihre Reize – egal ob für MINT- oder Wirtschaftsabsolventen. Wer heute als junger Arbeitnehmer Erfahrung im Bereich Data Science, angewandte Künstliche Intelligenz oder Cloud Architekturen mitbringt, kann sich seinen Arbeitgeber ohnehin aussuchen. Agile Arbeitsweisen werden vorausgesetzt, genauso wie ständige Weiterentwicklung & lebenslanges Lernen, das im Bereich der Technologie noch stärker ausgeprägt ist als anderswo. Der Wille etwas zu verändern, der starke Drang Dinge umzusetzen und nicht nur darüber zu sprechen, Verantwortung zu übernehmen, gut mit Menschen zu können und dann bei all dem auch noch dabei Spaß zu haben, sind meiner Meinung aber immer noch die größten Katalysatoren für eine tolle Karriere – egal in welcher Branche.


Über die Unternehmen

Die Fachhochschule St. Pölten legt großes Gewicht auf die Entwicklung der digitalen Kompetenzen der Studierenden. Die Studiengänge Management & Digital Business (Bachelor) und  Wirtschafts- und Finanzkommunikation (Master) bzw. der Master Lehrgang Digital Marketing vermitteln durch praxisnahe Aus- und Weiterbildung wirtschaftliche und digitale Fähigkeiten als Grundlage für Karriere im Management. Mehr zum Thema Wirtschaft studieren auf der FH St. Pölten finden Sie hier.

Accenture Österreich ist einer der weltweit führenden Berater für Strategie, Management Consulting, Digitalisierung, Technologie, Outsourcing und Business Transformation. Damit helfen sie Unternehmen dabei die aktuellen Veränderungen in einen Mehrwert umzuwandeln.

Share and Enjoy !

0Shares
0 0 0

You may also like...

Comments are closed.